Fritz, Astrid
Die Hexe von Freiburg
Rowohlt Taschenbuch; 2003, 440 Seiten, 8.90 €

Aus heutiger Sicht erscheint die Grausamkeit der Zeit der Hexenverfolgungen abenteuerlich. Sicher, auch heute darf man - das wissen heutige Politiker sehr gut! - nicht unterschätzen, was denn so über Einen "erzählt" wird. Dass immer über andere gesprochen wird, ist fast so was wie der Leim, der die Gesellschaft eines Dorfes, einer Stadt und irgendwie alle Gruppen zusammenhält. Doch was "üble Nachrede" und Geschwätz, gepaart mit Missgunst, im Extremfall vermag, zeigt diese verrückte Zeit der Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert.

Die Autorin, Astrid Fritz, die lange Jahre in Freiburg gelebt und historische Führungen durch die Stadt gemacht hat, hat mit diesem Buch "Die Hexe von Freiburg" versucht, ein - auch im schönen Freiburg - dunkles Stadtkapitel zu einem Roman zu verarbeiten. Die 440 Seiten sind leicht zu lesen, sind anschaulich und vermutlich historisch korrekt.

Meines Wissens hat vor 20 Jahren die Freiburger Lehrerin, Sully Röcken, die leider schon verstorben ist, grundlegende Forschungen zur Rolle der Frauen in der Freiburger Geschichte vorgelegt, auf die sich Astrid Fritz sicherlich gestützt hat. Allerdings wurde ich beim Lesen den Verdacht nicht los, dass sie die Hauptfigur, die Catharina Stadelmennin, und auch einige andere zu sehr mit heutigem Auge gesehen hat. Die beschriebene Gefühlskultur bei Frauen der Reformationszeit scheint mir sehr modern. 150 Seiten weniger hätten's auch getan.



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