Sepulveda, Luis
Der Alte, der Liebesromane las
dtv; 2002/2004, 7.00 €

Oh, der Titel führt ja fast in die Irre. Natürlich, der alte Mann, Antonio Jose Bolivar, liest mit größtem Eifer, was er zum Thema Liebe in den von Freunden gebrachten Bücher finden kann. Es ist rührend zu lesen, wie sein Forschergeist immer ein Stückchen weiter kommt, aber es bleibt mühsam, denn Antonio lebt in einer kleinen Siedlung am Amazonas, ganz nah am Dschungel und dahin verirrt sich kaum einer, es sei denn er ist ein "Gringo", ein Amerikaner, der im Amazonasgebiet wildert. So wird auch mal wieder eine schrecklich zugerichtete Leiche eines Ausländers am Amazonasufer angetrieben.

Der örtliche Bürgermeister verdächtigt die im Dschungel lebenden Indianer, sie seien auf das Geld des Amerikaners aus gewesen und will sie hart bestrafen lassen. Erst Antonio, der lange unter Indianern gelebt hat und die Tierwelt und die Gesetze des Dschungels kennt, kann den Bürgermeister der völligen Dummheit überführen, denn er kann die Verletzungen des toten Amerikaners erklären. Das sind keine Messerstiche sondern Katzenkrallen. Eine Ozelot-Katze hat ihn umgebracht, das Warum, ist wirklich spannend zu lesen.

Die vorschnell beschuldigten Indianer haben damit nichts zu tun gehabt. Sepulveda erläutert dem Leser auf fast beiläufige Weise, nach welchen Gesetzen der Natur im Urwald gestorben wird. Das war das wirklich Spannende für mich, die Sache mit dem Liebesromanelesen des Alten weniger. Der Roman ist eine Verneigung vor Chico Mendes, dem großen Kämpfer für den Erhalt des Amazonas-Gebietes, der vor über 10 Jahren ermordet wurde.


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