McEwan, Jan
Abbitte
Diogenes; 2004, 12.90 €

Daß sich ein Autor so glaubwürdig in ein 13 -jähriges Mädchen versetzen kann, hat mich erstaunt. Und dieses Mädchen glaubt von sich in diesem Alter schon, "Schriftstellerin" zu sein. Als ihr großer Bruder von längerer Abwesenheit wieder nach Hause kommt, will sie mit ihren Cousins und der Cousine
ein selbgeschriebenes Theaterstück aufführen. Denn sie ist unerschütterlich, fast überheblich, davon überzeugt, zu wissen, wie es bei den Erwachsenen zugeht.
Völlig entsetzt ist sie jedoch, ihre erwachsenene Schwester mit dem vertrauten Nachbarn und Studenten Robbie in einer verfänglichen Situation anzutreffen. Selbst schwärmerisch in den jungen Mann verliebt, beginnt sie ihn zu hassen und ihn der Vergewaltigung ihrer Cousine zu beschuldigen, worauf der junge Mann von der Polizei abgeführt wird.

Ein paar Jahre später ist Krieg in Europa und die Engländer kämpfen mit den Franzosen in Nordwestfrankreich gegen die besetzenden Deutschen. Der junge Mann ist mittlerweile Soldat geworden bei der Royal Army und kämpft sich mit letzter Kraft vorbei an geschlagenen Landsmännern und "feigen" Franzosen nach Dünkirchen, um von dort ein Schiff nach Hause, nach England hinüber zu bekommen. Das Mädchen ist mittlerweile Krankenschwesternschülerin und binnen weniger Tage wird ihre Ausbildung blutiger Ernst, denn die vielen verletzten und seelisch gebrochenen Soldaten werden in ihrem Krankenhaus auch eingeliefert. Es quält sie seit Jahren, daß sie den Freund ihrer großen Schwester bezichtigt hat und will "Abbitte" leisten...


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